Losgetreten wird der Ritt

Zweitplatzierter des Schreibwettbewerbs von ShizaaniMai 2024

Losgetreten wird der Ritt

Durch einen klaren, harten Schnitt.

Ins Wasser fällst Du, Traumbesucher,

Und auch die Träumerin, vom Ufer,

Dort hoch oben, stürzt ihr ab,

Ihr beiden, in ein nasses Grab.


Dann, von unten aus besehen,

Sieht man das Land in Flammen stehen.

Wolken drängen, dunkler Rauch und

Feuersäulen fauchen auch

Am Ufer von den Hütten her,

Das ganze Land ein Flammenmeer.


Noch durch's Wasser kann man's hören,

Wie von tausend Sklavenchören

Der Ruf giert nach dem Herrenblut,

Der Aufstand brennt mit Mörderglut.

Mit Pfeil und Fackel greift die Meute

Das Schiff auf, mit ersehnter Beute.


Die Barke strandet bald im Sand

Und es legt der Mob die Hand

An Königssohn und Priesterin,

Gevierteilt sinken Leiber hin;

Welch' die Träumerin, als Bestie,

Entstellt und aufspannt als Groteske.


Die Träumerin verwischt den Traum,

Das Wasser gibt der Wüste Raum,

Wo, im stygisch' Wüstensand,

Ein zweiter, blut'ger Kampf entbrannt,

Dem die Träumerin muss fliehen,

Um südlich hin nach Kush zu ziehen.


Dort, im Dschungel angekommen,

Wird der Traum noch mehr verschwommen.

Heiße Leiber reiben sich,

Werfen Blut und Lust wie Gischt

Den Wahnsinnigen an die Klippen,

Die zwischen Tod und Lust verstricken.


Der Sklavenaufstand dauert an,

Wahnsinn und Blutdurst treibt ihn an.

In Kush scheint man in Sicherheit,

Plant Bündnisse für Krieg und Streit

Und raubt sechs Jahre lang von Süden

Stygien den Wunsch nach Frieden.


Nun beginnt der Traum im Reigen

Bald zu tanzen, sich zu neigen.

Blutlust sich mit Wollust mischt,

Und die Szene ganz verwischt.

Haben, Neiden, Wollen Schaffen,

Immer vorwärts, nie erschlaffen.


Und die dunkle Träumerin,

Wankt im Reigen kräftig hin

Und her, auf Schussfahrt ohne Wenden.

Der Gefühle und der Enden

Ohne Anfang gibt es viele,

Doch es fehlen ihnen Ziele.


So bleibt der Aufstand ohne Sinn,

Täglich sinken Kämpfer hin,

Zum Boden in des Todes Schoß.

Dem Aufstand droht der Todesstoß,

Den Stygien, nach alter Weise,

Mit Verrat setzt, still und leise.


Dann, so schnell wie er begonnen,

Ist der Traum zum End gekommen.

Des Aufstands Führer waren drei,

Und uns're Träumerin dabei;

Stygien genießt sein Spiel:

Für zwei den Tod, doch ihr Exil.


Shizaani! Wache wieder auf!

Der neue Tag nimmt seinen Lauf.

Bist im Exile angekommen,

Ein neues Leben hat begonnen.

Die Sterne ziehen ihre Bahnen,

Du bist alleine, ohne Ahnen,

Ohne Brüder oder Schwestern,

Wanderst alleine, fort vom Gestern,

Hin zum Morgen, bald ins Dunkel;

Die Barbarei ist dein Karfunkel

Sagen manche, doch sie wissen

Nichts - und Du wirst nichts vermissen.